Session 1.4 - 'Wie weiter in der Tanzausbildung?'

Leitung: Dr. Jaš Otrin, Mitglied des Ständigen Fachausschusses III (Tanzpädagogik, Tanzvermittlung) des Dachverband Tanz Deutschland

Studio 3 vorn - 12:00 - 12:45 Uhr

Wie kann die Tanzausbildung gestärkt werden, so dass Tanz mit höchster Professionalität in den Ensembles der Stadt- und Staatstheater und der Freien Szene präsentiert werden kann? Wie können Tradition und Gegenwart, pädagogische Erfahrungen und aktuelle tanzmedizinische Erkenntnisse gleichermaßen in die Ausbildung einfließen? (© Foto: Sébastien Galtier)

 

Dokumentation der Session

Ausbildung - Die Kunst zu Lehren.

Impuls von Jaš Otrin

Wie sieht Tanzausbildung im 21. Jahrhundert aus? Was muss sie leisten? Muss die Tanzpädagogik in ihrer Gesamtbandbreite immer die gleichen Kriterien erfüllen? Wie sieht es mit der Wertschätzung der Lehrenden aus?
Die Begriffe 'Ausbildung' und 'Pädagogik' werden in der Session als Synonyme betrachtet.
Aber WIE soll ausgebildet werden?
Herangehensweise und Ansätze in der Tanzausbildung müssen unter die Lupe genommen werden. Das „WIE“ in der Tanzausbildung zu diskutieren ist zielführender und wichtiger als das „WAS“.
"Tänzer*innen sind Subjekte und Objekte ihrer Kunst zugleich." (Jaš Otrin) Damit soll gesagt werden: Die*der ausübende Künstler*in ist mit dem Instrument, dem Medium ihrer*seiner Kunst identisch.
Wieso gibt es ein Bildungsproblem in der Gesellschaft und einen Mangel an Lehrkräften?

Zwei wichtige Fragen:
1. Sind Tanzpädagog*innen in dem Moment, in dem sie unterrichten, auch Künstler*innen? Es besteht hier die Gefahr, dass die Klasse als Bühne betrachtet wird.
2. Dürfen Lehrende heute noch etwas verlangen? Hat Leistung in der Gesellschaft noch einen Wert?

Der Blick sollte mehr auf die Lehrenden gerichtet werden.
Sind Tanzlehrende im Moment der lehrenden Tätigkeit auch Kunstschaffende? Die Gefahr ist, dass Lehrenden ihren Unterricht als 'Vorstellung' für die Lernenden missverstehen. Lehrenden darf es nicht darum gehen, ihre eigenen Gefühle zu übermitteln. Sie sollen einen Raum schaffen, der die Lernenden animiert, Gefühle zu entwickeln.
Ausbildung ist die Vermittlung von Wissen, Können und Erfahrung. Lehrende und Lernende sind bezüglich ihres Wissens- und Erfahrungshorizontes nicht auf Augenhöhe. Ihre Beziehung muss aber auf Respekt und Anstand fußen.
Was soll eine Tanzausbildung leisten? Sie soll zur Ausübung eines Berufes befähigen. Nicht alle können und sollen Tänzer*innen werden, und das sollte nicht als eine Diskriminierung betrachtet werden.

 

Welche didaktischen Ansätze sollte die Ausbildung des 21. Jahrhunderts verfolgen und welche verwerfen?

Beiträge von den Teilnehmenden

Was bedeutet "auf Augenhöhe"? Eine gewisse Schülerzentriertheit sollte vorhanden sein.

Über welche Kompetenzen sprechen wir in der Tanzausbildung? Technische Kompetenzen, kreative Kompetenzen, choreografische Kompetenzen.

Von Bühnentänzer*innen wird heute eine gewisse Anpassungsfähigkeit verlangt, nämlich dass sie mit verschiedenen Ästhetiken umgehen können. Eine künstlerische Zugangsweise für Tänzer*innen ist heute unumgänglich.

Tänzer*innen sind heutzutage technisch viel besser ausgebildet, aber es gibt eine gewisse ästhetische 'Begrenztheit'. Eine vielfältigere Ausbildung würde den Tänzer*innen viel Frust ersparen, wenn sie später in ihrem Beruf mit verschiedenen Ästhetiken konfrontiert werden.

Die Wertschätzung der Lehrenden sollte deutlich erhöht werden und es sollten Kriterien festgelegt werden, nach denen ihre didaktische Kompetenz anerkannt werden kann und soll.

'Supervising' als Begleitung für Lehrkräfte sollte angeboten werden. Langsamer und tiefer in der Ausbildung arbeiten. Zeit, Qualität, Verantwortung und Reflektion: da entsteht Leistung.

"Es geht für mich nicht darum, wieviel und was für eine Leistung verlangt wird, sondern wie gelernt werden soll. Welche Kompetenzen sind nötig und was für Unterstützung brauchen Lehrende?"

 

Fazit
Dem Thema 'WIE weiter in der Tanzsausbildung' kann im Rahmen des Barcamp23 nur ein Anstoß gegeben werden.
Um das Thema in der Tiefe diskutieren und nachhaltige Strategien entwickeln zu können, wie dem Vorgang des Lehrens Wertigkeit garantiert werden kann, braucht es Formate mit mehr Zeit.
Dies ist auch die Forderung: Schafft dem Thema einen größeren Rahmen, entwickelt ein Symposium, auf dem Lehrende und Lernende gemeinsam das WIE in der Tanzausbildung weiterentwickeln.

 

Impressionen der Session