Session 2.3 - 'Finanzierung und Weiterentwicklung des Tanzjournalismus in der Zukunft?'
Leitung: Rico Stehfest, freischaffender Journalist
Trafohaus - 13:00 - 13:45 Uhr
'tanznetz' setzt sich im Verein TANZ.media und dem Dachverband Tanz Deutschland für die Sicherung, Finanzierung und Weiterentwicklung des Tanzjournalismus in der Zukunft ein. Aber wie steht es um die Bedeutung des Tanzjournalismus? Welche Förderstrategien gibt es? Was wäre ein fairer, gerechter und nachhaltiger Ansatz auf Augenhöhe – zwischen Journalist*innen und Leser*innen? (© Foto: Dieter Hartwig)
Dokumentation der Session
Los geht's! Rico Stehfest begrüßt die Teilnehmer*innen. Die Frage für diese Session: Wie und wovon lebt der Tanzjournalismus aktuell (nicht)?
Gleich zu Beginn eine Perspektive für die Zukunft: Vom Tanzjournalismus allein lässt sich nicht leben. Eine Spezialisierung innerhalb des Kulturjournalismus ist aber möglich -> Stichwort Medienwandel. Rico: "Immer am Ball bleiben und sich den neuen Techniken zuwenden."
Frage einer Teilnehmenden: Sind es möglicherweise gerade die Nischen (wie z.B. Tanz), die funktionieren, und auf die sich Journalist*innen spezialisieren sollten? Manches spricht dafür, aber die Schwierigkeit der fehlenden Finanzierung bleibt. Generelles Problem der Förderung (Kulturjournalismus darf in Deutschland nicht gefördert werden), das es in anderen Ländern wie z.B. Österreich so nicht gibt.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Nachwuchs. Hier kommt bei der Diskussion das Thema Qualitätssicherung ins Spiel: Wie lässt sich Wissen und Können an junge Generationen weitergeben? Was braucht es, um den Tanzjournalismus zukunftsfähig zu machen?
(Wo) ist der Tanz in den Medien präsent? Allgemeine Tendenz des schrumpfenden Feuilletons in den Medien. Oft wird das Argument der schwindenden Leserschaft sowie fehlendes Interesse am Feuilleton angeführt. Gibt es dazu Untersuchungen, Zahlen, Fakten? Hier bieten sich Vergleiche und der Blick nach außen an: Tanz hat in anderen Ländern (z.b. Niederlande, Frankreich) einen deutlich höheren Stellenwert. These: Allgemein fehlende Wertschätzung von Tanz/Tanzausbildung in Deutschland, die schon mit der Sozialisierung in Schulen etc. beginnt.
Spielt Tanzjournalismus eine Rolle für die Publikumsgewinnung? Prognose: In 15 Jahren wird es keinen Printjournalismus mehr geben. Die meisten Texte sind aber nach wie vor so geschrieben, als wären sie für Printmedien verfasst, viele erreichen ihre potentielle Leserschaft nicht.
Stichwort Kritik: Können/Dürfen/Sollen Tanzjournalist*innen überhaupt Kritik an der künstlerischen Arbeit üben? Eine bisher nicht/kaum ausgeschöpfte Möglichkeit ist die Berichterstattung über Tanz und Tanzschaffende, die über Kritiken von einzelnen Vorstellungen hinausgeht. Auch hier gilt: Dem Medienwandel folgen. Die Menschen nehmen andere Kanäle wahr, diese können genutzt werden ("Tanz-Influencer"?).
Eine weitere Zukunftsprognose: Angesichts innovativer Technologien und die Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz werden Kenntnisse, Erfahrung und Wertschätzung (= der menschliche Faktor) in Zukunft eine noch entscheidendere Rolle spielen.
"Einfach mal machen": Tanzjournalistische Projekte, die ehrenamtlich gestemmt werden, haben in der Vergangenheit funktioniert. Es fehlen aber Medien, die Tanzjournalist*innen bezahlen und so eine Grundfinanzierung leisten, die den Akteur*innen unbezahlte Nebenprojekte überhaupt erlauben.
Vorschlag/Perspektive:
Energien und Wissen bündeln, generationsübergreifend arbeiten, die jungen Generationen einbeziehen. Lauter werden und so das Interesse wecken (auch über die Nutzung neuer Plattformen).
An den Tanz-Journalismus kann man nicht die Erwartungen eines Dienstleisters stellen. Drei Gruppen sind von der journalistischen Arbeit unmittelbar betroffen: die aktiven Tanz-Künstler*innen, das Publikum und die Vertrer*innen der Medien. Der Austausch dieser drei Gruppen untereinander muss intensiviert werden. Es ist möglich, gemeinsam Konzepte zu erarbeiten. Ein Zurück zu alten Strukturen, bei denen diese Bereiche getrennt voneinander betrachtet wurden, ist nicht hilfreich, um moderen Herausforderungen zu bewältigen.