Session 4.3 - 'Gewünscht: Neue Fördertöpfe für Tanzkunst im Alter'
Leitung: Gabriele Gierz, Tanzpädagogin, Tänzerin und Choreografin
Trafohaus - 16:00 - 16:45 Uhr
Die Verbindung von Tanzkunst und Alter – und damit die Wertschätzung und Akzeptanz von Eigenheiten, körperlich-seelischen Entwicklungsprozessen und Altern im Tanz – ist ein wichtiges Thema. Trotzdem gibt es dafür sehr wenige Fördermöglichkeiten. Es braucht ein Umdenken und möglichst einen extra Fördertopf für die Tanzkunst im Alter!
Dokumentation der Session
Das Thema findet augenscheinlich großes Interesse. Eine große Runde hat sich für die Session zusammengefunden. Wohl die Hälfte sind aktive Tänzer*innen, die das Thema ‚Tanzkunst im Alter‘ persönlich betrifft, und es sind viele Personen dazugekommen, die mehr darüber erfahren möchten, was von dem Thema berührt ist.
Gabriele eröffnet die Session und stellt ihre Projekte und Erfahrungen zu ‚Tanzkunst im Alter‘ vor. Hier z.B. findet man mehr dazu:
https://gabrielegierz.de/tanzkunst-und-alter-n/
https://www.tanzkunstimalter.de/
Hier einige Anliegen und Motivationen von Gabriele:
- Sie möchte das Bewusstsein für die Bedeutung des Themas stärken.
- Menschen in der zweiten Lebenshälfte tauchen in den bestehenden Strukturen der Tanzwelt kaum auf. Sie erleben eine Vernachlässigung, werden übergangen.
- Sie möchte das Thema in Aus- und Weiterbildungsstrukturen verankern.
- Förderstrukturen sollen angepasst werden.
Dazu müssen unsere Normen und unserer Ästhetik im Tanz überprüft werden. Das Klassische Ballett basiert auf dem Meisterschaftsprinzip, es kann nicht als alleiniger Maßstab dienen.
Gabriele: "Wir müssen im Tanz weg vom, höher schneller, weiter - hin zum subtilen, feinen Ausdruck." > "Hier zeigen sich Lebensgeschichten."
FORDERUNGEN
A Bewusstsein schaffen und
B Arbeitsprozesse ermöglichen
> Für die Entwicklung eines tänzerischen Ausdrucks braucht es Geld. Bei diesem Hinweis liegt der Fokus explizit auf der KUNST des Tanzes. (Tanz im Alter wird zu oft als Hobby belächelt.)
Gabriele gibt den Teilnehmer*innen Zeit für individuelle Reflexion, für die persönliche Fokussierung auf das Thema und für Notizen. 3 Minuten schreiben alle in Stille auf, was sie zu dem Thema relevant finden.
Danach werden Ergebnisse in der Gruppe besprochen.
Es ist eine Momentaufnahme, eine Mischung aus inhaltlich relevanten Schwerpunkten, Hinweisen zu persönlichen Umständen und gedanklichem Fazit der Session:
- Tanz im Alter eröffnet neue Ausdrucksqualitäten.
- Aspekt der fehlenden Sichtbarkeit
- Aber auch: Es gibt doch schon einiges, schaut doch mal genauer hin.
- Strukturen müssen geändert werden.
- Müssen Begrifflichkeiten präzisiert werden: ‚Tanzkunst‘ und ‚Alter(n)‘?
- Es gibt eine Vielzahl an Nachwuchsprojekten und -förderungen: Warum gibt es so etwas nicht (kaum) für ältere Tanzschaffende?
- Tanzkunst im Alter umfasst alle Arbeitsbereiche: aktive Tänzer*innen, Tanzpädagog*innen, Tanzschaffende.
- Trainingsangebote müssen entwickelt werden, sei es professionell oder semi-professionell.
Gabriele: " Im Alter zu tanzen hat eine politische Dimension."
Die Rolle alter Menschen muss sich heute an den Regeln des Konsums orientieren. Unter kapitalistischem Verständnis sind alte Menschen nicht mehr in der Lage, einen Beitrag zu leisten, Wachstum und Mehrwert zu erzeugen.
Selbst wissenschaftlich ist das mittlerweile widerlegt.
Tanz im Alter widerspricht kapitalistischen Verwertungsstrukturen, er stellt bestehende Strukturen immanent in Frage.
Unser Bild vom Alter ändert sich. Es geht um Menschen mit Lebenserfahrung.
Wir müssen weg vom reinen Konsum und Wachstumserwartungen – hin zu Erfüllung, Erkenntnis. Verbiegen wir unsere Körper in Idealvorstellungen? Feiern wir lieber unsere Ideale.
Erfahrungen und Stimmen der Teilnehmenden: "Hier geht es nicht um Leistung, es geht um Menschen." / „Der Ansatz darf nicht sein, Alter darzustellen, sondern Themen zu verhandeln.“ / „Sensibilisierung und Respekt für das Alter muss gestärkt werden.“
Fragen, die sich daraus ergeben:
- Wen muss man ansprechen/überzeugen?
- Wer sind Multiplikator*innen?
- Wie funktionieren die Strukturen?
- Stücke, Rollen und Inhalte sind gefordert, die zu den älteren Tänzer*innen und ihren Körpern passen. Wer kann diese Stücke schaffen?
> Ein Hinweis über Aktivitäten zum Thema: AG 'Tanzkunst im Alter' von ‚Aktion Tanz‘