Session 4.4 - 'Kontinuität in der Ensemblearbeit'

Leitung: Michael Freundt, Geschäftsführer des Dachverband Tanz Deutschland

Studio 3 vorn - 16:00 - 16:45 Uhr

Die festen Ensembles an Stadt- und Staatstheatern wie auch kontinuierlich arbeitende freie Ensembles sind Multiplayer – sie entwickeln drei bis vier neue Produktionen pro Jahr, spielen Repertoire, gehen in den Stadtraum, in die Fläche und auf Tour. In den Strukturen der Theaterhäuser wie auch in freier Trägerschaft kommen sie dabei oftmals an ihre Grenzen. Seit mehreren Jahren wird eine Ensembleförderung diskutiert, welche die kontinuierliche künstlerische Arbeit stärken soll. (© Foto: Eva Radünzel)

 

Dokumentation der Session

Michael Freundt und Helge Letonja beginnen mit einem Impuls

Die Fragen: Ist Kontinuität für Ensembles nicht künstlerisch erstrebenswert? Ist Kontinuität erreichbar? Wie? Wie kann auch soziale Sicherheit, Absicherung über mehrere Jahre hinweg erreicht werden?
Ihr Impuls: Ein Ensemble ist eine kollektive Arbeit, die eine unverwechselbare Identität herausbildet, eine künstlerische ‚Körperschaft‘. Ein Ensemble profitiert von Kontinuität, um seine künstlerische Identität entwickeln, pflegen und weiterentwickeln zu können. Kontinuität erfordert eine Investition in Strukturen. Die Grundlage für Strukturen sind die Menschen und Künstler*innen, die im Ensemble arbeiten. Engagements über längere Zeiträume sind Voraussetzung, um stabile Strukturen entwickeln zu können.
Kontinuität steht auch für Sicherheit für die Menschen. Teil eines stabilen Ensembles zu sein bedeutet, geschützt zu sein, voneinander lernen und sich miteinander künstlerisch weiterentwickeln zu können.

Die Teilnehmer*innen kommen insGespräch.
Hier ein paar Schlaglichter:

In kontinuierlichen Ensemblestrukturen besteht die Gefahr einer Spannung zwischen den strukturellen Anforderungen und der künstlerischen Arbeit. Die künstlerische Arbeit braucht manchmal die Herausforderung. Ein festes Ensemble steht mehr für Wiederholung als für Herausforderung.

Stichwort „Wertschätzung“: Insbesondere bei jüngeren Ensembles ist Wertschätzung sehr wichtig, um die tägliche Investition, die die Künstler*innen einbringen, über längere Zeiträume aufrechterhalten zu können.

„Ensemble“ steht für die Möglichkeit künstlerischer Kontinuität, stetiger Beschäftigung und sozialer Absicherung, sicherer zu leben und miteinander und voneinander zu lernen.“ (Helge Letonja)

Wenn nur auf Projektbasis gearbeitet wird, werden schnellere Produktionszyklen umgesetzt. Es besteht die Gefahr, Kräfte zu verbrennen. (Burnout-Gefahr!).

Wenn man in einer Ensemble-Struktur arbeitet, kann man ein Repertoire aufbauen. Gegenüber den Mitarbeiter*innen muss die Leitung einer besonderen sozialen und strukturellen Verantwortung gerecht werden, im Sinne einer festen Anstellung für die Künstler*innen.

Was ist ein Ensemble in der freien Szene? "Ensemble" oder "Kollektiv"?

Wir haben nicht mehr den Luxus, so weiterzumachen, wie in den letzten Jahren. Viele Menschen werden inaktiv, hören auf zu tanzen, weil sie nicht mehr die Kraft haben, sich durchzukämpfen, und weil ihnen das Vertrauen in die Zukunft abhandenkommt. Eine Person macht die Arbeit von zehn!

Es ist Zeit für die Förderung neuer Formen der kontinuierlichen künstlerischen Zusammenarbeit.

Impressionen der Session